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TeaserBild: Pilze auf Baumstamm (Foto von Joran Quinten auf Unsplash)
Pilzbestimmung

Auf dieser Website sollen die wichtigsten makroskopischen Bestimmungs- bzw. Unterscheidungsmerkmale für die Pilzbestimmung dargestellt werden.
Diese Website befindet sich in einem stetigen Umbau und wird stetig an neue Pilzarten angepasst, sodass sich dieser Bereich immer weiter aufbauen wird.
Bei Anregungen und fehlenden Informationen meldet euch gerne bei uns → Kontakt

Literatur zu Pilzarten

Für die wichtigsten PFK an Bäumen sind folgende Werke zu empfehlen:

  • Butin, Heinz (2019): Krankheiten der Wald- und Parkbäume.Titelbild des Buches KrankheitenDerWaldUndParkbaeume Diagnose - Biologie - Bekämpfung. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Ulmer.
  • Cech, Thomas; Jankovský, Libor (2022): Baumpilze.Titelbild des Buches Baumpilze 180 Arten schnell erkennen. Stuttgart: Ulmer (Ulmers Taschenatlas).
  • Gerhardt, Ewald (2021): Der große BLV Pilzführer.Titelbild des Buches DerGrosseBlvPilzfuehrer Der BLV-Klassiker - vollständig aktualisiert und noch benutzerfreundlicher, 1.200 Arten, 1.000 Farbfotos. 4. Auflage. München: blv.
  • Jahn, Hermann; Reinartz, Hermann (1990): Pilze an Bäumen.Titelbild des Buches PilzeAnBäumen Einführung in die ökologische Gruppe der holzabbauenden Saprophyten und Parasiten; Lebensweise, Schadwirkung und Bestimmungsmerkmale der häufigsten Pilzarten in totem Holz und in lebenden Bäumen. 2., von Hermann Reinartz überarb. u. erw. Aufl. Berlin: Patzer.
  • Klug, Peter; Lewald-Brudi, Martina (2020): Holzzersetzende Pilze.Titelbild des Buches HolzzersetzendePilze 3. Auflage. Gammelshausen: Arbus.
  • Lichtenauer, Antje; Kowol, Thomas; Dujesiefken, Dirk (2013): Pilze bei der Baumkontrolle.Titelbild des Artikels PilzeBeiDerBaumkontrolle Erkennen wichtiger Arten an Straßen- und Parkbäumen. 4., durchges. u. überarb. Aufl., [Nachdr.]. Braunschweig: Haymarket Media.
  • Schwarze, Francis (2018): Diagnose und Prognose der Fäuledynamik in Stadtbäumen.Titelbild des Buches DiagnoseUndPrognoseDerFäuledynamikInStadtbäumen Gammelshausen: Arbus.

Disclaimer

Hierbei handelt es sich um eine Auswahl von Literatur die dem Autor (N.G.) zugesagt hat. Hierbei handelt es sich mitnichten um eine vollständige Liste, da dem Autor nicht alle Werke zur Verfügung stehen und diese daher nicht bewertet werden konnten.

Zudem sind folgende Internetseiten zu empfehlen:

Disclaimer

Hierbei handelt es sich um Internetquellen, die eine gute Übersicht über Eigenschaften oder Bilder zu PFK an Bäumen aufzeigen. Diese Liste weist keine Vollständigkeit auf, es handelt sich dabei lediglich um Empfehlungen des Autors (N.G.).

Wirtsbaumarten

Für die Bestimmung der Art eines Pilzfruchtkörpers, kann die Baumart von essenzieller Wichtigkeit sein. So gibt es Pilze wie Fomitopsis pinicola (Birkenporling) die nur an einer einzigen Baumart vorkommen, hier an Betula (Lichtenauer et al. 2013). Allerdings gibt es auch Arten die weniger wirtsspezifisch sind und somit an vielen Arten vorkommen können (Beispiel: Fomes fomentarius (Zunderschwamm)).
PFK die an verschiedenen Arten vorkommen können häufig unterteil werden in die Gruppen - und Nadelholz befallene Arten unterteilt werden.

Häufigkeit

Es gibt Pilzarten, die statistisch gesehen häufiger als andere auftreten. Dies kann bei der Bestimmung einer Art eine erste Richtungsweisung darstellen. So wird beispielsweise in (Klug und Lewald-Brudi 2020) angegeben, dass die Art Ganoderma applanatum (flacher Lackporling) häufig, die Art Ganoderma adspersum (wulstiger Lackporling) lediglich selten vorkommt. Somit ist es mathematisch gesehen wahrscheinlicher, dass es sich bei einem Befall mit einem Pilz der Art Ganoderma um die Art Ganoderma applanatum handelt.
Dies sollte allerdings keineswegs so interpretiert werden, dass damit die Art Ganoderma adspersum nicht in Betracht einer Bestimmung gezogen werden sollte. Es soll lediglich eine erste Richtung angeben.

Vorkommen am Baum

Durch das örtliche Vorkommen des PFK am Baum kann meist eingegrenzt werden, um welche Art es sich dabei handelt. So kommt beispielsweise die Art Meripilus giganteus hauptsächlich an den Wurzeln vor (Klug und Lewald-Brudi 2020), sodass die Fruchtkörper dieser Art augenscheinlich aus dem Boden um den Standort herum erwachsen. Andere Pilzarten sind eher am Stamm oder in der Krone anzutreffen. Dazu zählt unter anderem die Art Inonotus hispidus (Klug und Lewald-Brudi 2020). In Abb. 1 ist eine schematische Darstellung eines Baumes mit Einteilung in Wurzel, Stamm und Krone dargestellt.
Jedoch sollte auch bei diesem Merkmal nicht als absolut hingenommen werden. So kann es beispielsweise vorkommen, dass Meripilus giganteus in seltenen Fällen auch aus dem Stamm des Baumes hervortreten kann.

Schematische Darstellung eines Baumes (KI-generiert), mit Einteilung in Krone, Stamm und Wurzeln
Jahreszeitliches Auftreten

Mit dem jahreszeitlichen Auftreten ist gemeint, zu welcher Zeit (Jahreszeit oder Monat) der PFK an dem Baum erscheint und somit vorzufinden ist. So tritt Laetiporus sulphureus eher zur warmen Jahreszeit (Mai bis Oktober (Lichtenauer et al. 2013)) auf, wohingegen die Fruchtkörper von Pleurotus ostreatus meist erst nach dem ersten Frost entstehen (November bis Februar (Lichtenauer et al. 2013)).
Des Weiteren muss unterschieden werden in einjährige PFK und mehrjährige PFK. Mehrjährige sind, wie der Name beinhaltet, mehrere Jahre an einem Baum vorhanden. Diese Pilzfruchtkörper wachsen im Laufe der Jahre und werden dabei in der Regel größer. Einjährige hingegen wachsen nur während einer Wachstumsperiode und sterben anschließend ab.

Fruchtkörper

Eines der wichtigsten Erkennungsmerkmale für eine Pilzart ist der Fruchtkörper. Die Fruchtkörper innerhalb einer Art können jedoch äußerlich sehr stark variieren, weshalb immer mehrere Bestimmungsmerkmale zur Bestimmung einer Art genutzt werden sollten.

Form

Die Form beschreibt das Aussehen des Fruchtkörpers. So gibt es Fruchtkörper, die in Hut und Stiel gegliedert sind, wie Pholiota squarrosa. Des Weiteren gibt es konsolenförmige Pilze wie Fomitopsis pinicola. Diese beiden Arten sind in Abb. 2 vergleichend dargestellt.

Links Fruchtkörper von Pholiota squarrosa, welcher in Hut und Stiel gegliedert ist. Rechts ist ein konsolenförmiger Fruchtkörper von Fomitopsis pinicola dargstellt.

Die Fruchtform kann sich während des Wachstums zudem ändern. So sind viele konsolenförmige Fruchtkörper anfangs knollenförmig und im laufe der Zeit entwickelt sich die typische konsolenform. Dieser Sachverhalt ist in Abb. 3 dargestellt.

Verschieden alte PFK von Phellinus igniarius mit verschiedenen Formen
Anordnung

Die Anordnung beschreibt die räumliche Lage mehrerer PFK zueinander. So können die Fruchtkörper einzeln an einem Baum vorkommen, oder auch in Trupps oder Gruppen. Diese können über- oder nebeneinander angeordnet sein. Dies ist exemplarisch in Abb. 4 dargestellt.

Räumliche Anordnung von PFK zueinander. Links ist ein einzelner PFK von Fomes fomentarius und rechts mehrere PFK von Fomitopsis pinicola dargestellt.
Größe

Die Größe beschreibt die räumliche Ausbreitung des PFK. Dabei wird unterschieden in Breite, Dicke und Entfernung vom Substrat. Diese räumliche Ausbreitung ist in Abb. 5 dargestellt. Mithilfe der Größe können Arten in erster Näherung eingegrenzt werden. So bildet die Art Schizophyllum commune sehr kleine Fruchtkörper von 1-4 cm breite und 0,3-0,5 cm dicke aus (Klug und Lewald-Brudi 2020). Die Fruchtkörper von Fomes fomentarius hingegen werden 10-30 cm dick und 5-20 cm breit (Klug und Lewald-Brudi 2020).

Verschieden Konsolen von Fomes fomentarius. Der gelbe Pfeil zeigt die Breite, der rote die Dicke und der blaue den Abstand vom Substrat an.

Bei den Größenangaben sollte immer bedacht werden, dass sich diese auf ausgebildete Fruchtkörper beziehen. Somit können auch kleinere Fruchtkörper einer Art ausgemacht werden, welche sich noch im Wachstum befinden.

Oberseite

Form
Die Form beschreibt

Eigenschaften
Die Eigenschaft der Oberseite beschriebt verschiedene Eigenheiten, wie die Härte, die häufig mit der Dicke der Kruste einhergeht. Dies kann für die Unterscheidung sehr wichtig sein. So wird in (Lichtenauer et al. 2013) beschrieben, dass die Art Ganoderma adspersum eine härtere Kruste als Ganoderma applanatum besitzt. Kann mit dem Fingernagel die Kruste eingedrückt werden, kann dies somit einen Hinweis auf die Art Ganoderma applanatum aufzeigen. Aber auch die strukturelle Ausprägung der Oberfläche ist ein wichtiges Indiz für die Bestimmung. So kann die Oberfläche beispielsweise glatt, harzig, filzig oder auch mit Guttationstropfen versehen sein. Ebenso kann die Oberfläche Furchen, Rillen oder konzentrische Wülste aufweisen.
Zur Unterscheidung von Arten können aber auch Reaktionen mit Chemikalien, oder die Reaktion mit Hitze herangezogen werden. So verfärbt sich die Kruste von Fomes fomentarius mit KOH rötlich (Cech und Jankovský 2022) und gleichzeitig schmilzt diese Kruste unter der Einwirkung von Feuer (Klug und Lewald-Brudi 2020).

Farbe
Die Farbe der Oberseite ist wahrscheinlich das prägnanteste Bestimmungsmerkmal. Dieses wird in der Literatur breit beschrieben. Jedoch sollte die farbliche Gestaltung eines PFK sehr kritisch beäugt werden, da die Farbgestaltung mitunter sehr variabel ausfallen kann. Dabei kann die Farbe eines Fruchtkörpers vom Alter abhängig sein, sodass diese beispielsweise im Alter dunkler werden, aber auch innerhalb einer Altersklasse kann die Farbe stark variieren. So sind beispielsweise die in Abb. 6 dargestellten PFK allesamt der Art Fomes fomentarius zuzuordnen, obwohl die farbliche Ausprägung stark voneinander abweicht.

Variabilität der Farbe innerhalb einer Art, hier am Beispiel von Fomes fomentarius.
Zuwachsrand

Der Zuwachsrand bezeichnet die äußerste Schicht eines PFK, welche sich beim Wachstum neu bildet. Diese setzt sich häufig, sowohl farblich als auch förmlich, von dem restlichen PFK ab und kann daher als Bestimmungsmerkmal herangezogen werden. In Abb. 7 ist der Bereich des Zuwachsrandes als schwarzer Pfeil dargestellt.

Gegenüberstellung mehrere PFK mit verschieden ausgeprägten Zuwachsrändern, welche mit schwarzen Pfeilen markiert sind. 1.Fomitopsis pinicola Weißer Zuwachsrand mit Übergang ins gelbliche 2.Fomitopsis pinicola Verschiedenfarbige Zonierung des Zuwachsrandes 3.Ganoderma resinaceum Heller cremefarbener und wulstiger Zuwachsrand 4.Ganoderma adspersum Heller Zuwachsrand mit wulstig/buckeligen Strukturen 5.Ganoderma applanatum Weißer Zuwachsrand erkennbar 6.Ganoderma applanatum Weißer Zuwachsrand durch Sporenstaub verdeckt 7.Ganoderma applanatum Heller Zuwachsrand kaum zu erkennen

Wie bei der Farbe der Oberseite (siehe Kapitel 2.1.6.4) können auch die Eigenschaften des Zuwachsrandes stark variieren. So ändert sich häufig die Farbe des Zuwachsrandes im Laufe der Zeit. So ist der Zuwachsrand bei Fomitopsis pinicola im jungen Zustand weiß, geht dann ins gelbliche über und ist bei älteren Fruchtkörpern dunkelrot bis schwärzlich (Kehr 2022). Zudem kann der Zuwachsrand auch durch Sporen verfärbt werden. Dies lässt sich beispielsweise bei der Art Ganoderma applanatum beobachten (siehe Abb. 7, Bild 5 und 6), hier wird der helle Zuwachsrand von bräunlichen Sporen verdeckt und wirkt damit ebenfalls bräunlich.

Guttationstropfen

Bestimmte Pilzarten sondern über den Fruchtkörper Tröpfchen ab. Diese werden als Guttationstropfen bezeichnet. Diese dienen bei hoher Feuchtigkeit dem Nährstofftransport (Cech und Jankovský 2022).
Diese können wie bei der Art Fomitopsis pinicola durchsichtig erscheinen, oder auch gefärbt wie bei Pseudoinonotus dryadeus (siehe Abb. 8). Diese Guttationströpfchen sind nur an einigen Arten vorhanden, wodurch dies ein sehr gutes Bestimmungsmerkmal darstellen kann. Jedoch muss auch hier aufgepasst werden, da nicht zwangsläufig Guttationstropfen vorzufinden sein müssen. So können diese auch fehlen, wie beispielsweise bei älteren PFK (siehe Abb. 8, unteres Bild).

Junger Fruchtkörper von Fomitopsis pinicola mit klaren Guttationstropfen (links) und Fruchtkörper von Inonotus dryadeus mit honigfarbenen Guttationstropfen (rechts) und ohne Guttationstropfen (unten).
Querschnitt des Pilzfruchtkörpers

Wie zuvor in Kapitel 2.1.6.4 beschrieben, ist die Farbe eines PFK sehr variabel und gibt damit nur wenig Hinweise auf die Art. Anders verhält es sich mit der farblichen Gestaltung im Inneren eines PFK. Diese ist viel eindeutiger und innerhalb der Arten viel stringenter. Daher sollte für die Pilzbestimmung häufig ein Querschnitt des PFK erfolgen, um das Innere freizulegen.
Der Querschnitt eines konsolenförmigen PFK ist exemplarisch für die Art Fomes fomentarius in Abb. 9 dargestellt. Hier lässt sich erkennen, dass konsolenförmige PFK in Myzelialkern (nur Fomes fomentarius), Trama und Röhren aufgeteilt werden können. Diese Bestimmungsmerkmale werden daher in den folgenden Kapiteln 2.1.8.1 bis 2.1.8.3 behandelt.

Querschnitt eines konsolenförmigen Fruchtkörpers (Fomes fomentarius). Links Schamtische Darstellung (Schwarze 2018), rechts Querschnitt von Fomes fomentarius. 1.Myzelialkern 2.Trama 3.Röhrenschicht 4.Kruste 5.Sporen
Myzelialkern

Der Myzelialkern stellt ein sehr eindeutiges Unterscheidungsmerkmal da, da dieser nur von der Art Fomes fomentarius, im Vergleich zu den anderen in dieser Arbeit betrachteten Pilzarten, ausgebildet wird (Schwarze 2018). Der Myzelialkern befindet sich im oberen Bereich des Übergangs von Substrat zu PFK (siehe Abb. 9 und Abb. 10).

Querschnitt von Fomitopsis pinicola (links) ohne Myzelialkern und Fomes fomentarius (rechts) mit Myzelialkern (schwarz gestrichelter Bereich)

Häufig kann dieser bereits auf der Rückseite eines von einem Baum abgetrennten PFK ersichtlich sein (siehe Abb. 11).

Rückansicht von Fomes fomentarius, welcher von einer Betula entfernt wurde. Im schwarz-gestrichelten Bereich befindet sich der Myzelialkern.
Trama

Die Trama ist das sterile, innere Grundgeflecht des Fruchtkörpergewebes. Es dient dabei als Stützfunktion und gleichzeitig als Träger der Fruchtschicht im Inneren von Basidiomyceten. (Cech und Jankovský 2022; Klug und Lewald-Brudi 2020; Butin 2019)

Farbe
Die Tramafarbe ist im Vergleich zur Farbe des PFK deutlich weniger variabel und damit zur Bestimmung deutlich besser geeignet.
Die Tramafarbe muss allerdings nicht durchgehend gleichfarbig sein. So kann diese auch beispielsweise andersfarbige Inkrustationen aufweisen. Dies ist in Abb. 12 für Ganoderma applanatum dargestellt. Bei dieser Art können weißliche Inkrustationen innerhalb der Trama auftreten (Cech und Jankovský 2022). Durch diese Eigenschaft kann diese Art beispielsweise klar von Ganoderma adspersum differenziert werden, da diese Art solche Inkrustationen nicht aufweist (Cech und Jankovský 2022).

Querschnitt von Ganoderma applanatum, mit hellen Einschlüssen im Bereich der Trama (Foto: Dieter Wächter).

Bei einzelnen Arten kann sich die Tramafarbe im Laufe der Zeit aber auch verändern. Bei Fistulina hepatica verfärbt sich die Trama von hell zu leicht rötlich zu dunkelrot. Dies ist in Abb. 13 dargestellt.

Querschnitte von Fistulina hepatica (Ochsenzunge), welche sich im laufe der Zeit (Minutenangabe) verfärbt haben.

Konsistenz
Die Konsistenz verschiedener Arten kann sehr unterschiedlich sein. Diese reicht von eher hart (ledrig, korkig, holzartig oder knorpelig) zu weicheren Eigenschaften (wachsartig, filzig oder gallertartig) (Schwarze 2018).

Weiteres
Viele Pilze haben einen spezifischen Geruch. Die Zuordnung dieses Geruches ist jedoch mitunter sehr schwierig. Einzelne Arten haben jedoch sehr spezielle und gut zuordbare Gerüche. So riecht die Art Gloeophyllum odoratum nach Anis, Fenchel oder auch Vanille (Klug und Lewald-Brudi 2020). Anhand dieses speziellen Geruchs kann diese Art sehr gut von anderen unterschieden werden.
Ebenso wie der Geruch können verschiedene Arten auch unterschiedlich schmecken. So wird in (Schwarze 2018) angegeben, dass Armillaria mellea einen bitteren Geschmack besitzt. Da einzelne Pilzarten aber auch giftig sein können, sollte bei der Bestimmung über den Geschmack große Vorsicht gewaltet werden. Die Autoren dieser Arbeit raten daher von der Bestimmung über den Geschmack ab.

Röhren

Die Röhrenschicht wird auch Hymenium genannt und bezeichnet die Fruchtschicht, welche aus fertilen Zellen (Asci oder Basidien) besteht und häufig von sterilen Hyphen begleitet wird (Butin 2019). In diesen fertilen Zellen werden die Sporen gebildet.
Die Röhrenschicht wird bei den Porlingen auf der Unterseite des Fruchtkörpers gebildet. Diese sind streng positiv geotrop angeordnet, damit die in den Röhren gebildeten Sporen der Schwerkraft folgend aus den Röhren herausfallen können. (Schwarze 2018)

Schichten
Wie in Kapitel 2.1.5 beschrieben gibt es sowohl einjährige als auch mehrjährige PFK. Einjährige PFK zeichnen sich dadurch aus, dass diese nur eine Röhrenschicht ausbilden. Mehrjährige PFK können mehrere Porenschichten untereinander aufbauen, sodass von geschichteten Röhren gesprochen wird. Dies ist in Abb. 14 dargestellt. Die Schwierigkeit, die daraus resultiert ist, dass bei einem jungen PFK einer mehrjährigen Art, nur eine Röhrenschicht vorhanden sein kann. So das irrtümlich darauf geschlossen werden kann, dass es sich hierbei um eine einjährige Art handelt.

Vergleich der Röhrenschichten, links Fomitopsis betulina mit einer Röhren-schicht und rechts Phellinus igniarius mit sieben. Die gelb gestrichelte Linie zeigt die Trennschicht zwischen den Porenschichten an. (Foto: Alireza Mohtashami)

Werden mehrere Röhrenschichten ausgebildet, so gibt es Pilzarten, die zwischen diesen Trennschichten ausbilden. Durch diese Eigenschaft können Arten voneinander unterschieden werden. So bildet die Art Ganoderma applanatum eine solche Trennschicht aus, wohingegen die Art Ganoderma adspersum diese nicht ausbildet. Dies ist in Abb. 15 dargestellt.

Fruchtkörper von Ganoderma applanatum mit Trennschicht zwischen den Röhrenschichten links (Bild von KaMaMa aus 123Pize) und Ganoderma adspersum ohne Trennschichten rechts.

Farbe
Die Farbe der Röhrenschicht kann sich bei einzelnen Arten im Laufe der Zeit verändern. So sind die Röhren während der Sporulation bei Fomitopsis pinicola weiß bis cremefarben und werden im Winter mit gelblichen Wachs verklebt (Gerhardt 2021). Später werden diese dunkler und gehen ins gelblich bräunliche über (Cech und Jankovský 2022). Dieser Zusammenhang ist in Abb. 16 dargestellt.

Querschnitt von Fomitopsis pinicola mit unterschiedlich gefärbten Röhren-schichten links und Abbildung der Unterseite mit gelblichen Wachseinlagerungen rechts.

Die Röhren von bestimmten Arten können zudem farbliche Variationen aufweisen. So weist die Röhrenschicht von Phellinus igniarius teilweise weißliche Bereiche auf (Cech und Jankovský 2022). Diese Eigenschaft ist in Abb. 17 dargestellt.

Querschnitt von Phellinus igniarius (gemeiner Feuerschwamm) mit Detailauf-nahme der Röhrenschicht.

Länge
Die Länge einer Röhrenschicht variiert zwischen den Arten und kann daher als Bestimmungsmerkmal herangezogen werden. So sind die Röhrenschichten von Fomitopsis pinicola im Schnitt mit 5-10 mm Länge, länger als die von Phellinus igniarius mit 2-6 mm (Schwarze 2018). Dies ist in Abb. 18 abgebildet.

Vergleich der Länge von Röhrenschichten, links Fomitopsis pinicola und rechts Phellinus igniarius.
Poren

Die Poren der konsolenförmigen PFK sind auf der Unterseite dieser zu erkennen und sind somit als „Ende“ der Röhren zu verstehen. Dabei handelt es sich um die Öffnungen, aus denen die Sporen entsendet werden (Klug und Lewald-Brudi 2020). Die Gestaltung dieser Poren in Form, Farbe und Anzahl ist von Art zu Art unterschiedlich und kann daher als Unterscheidungsmerkmal herangezogen werden.

Form
Die Form der Poren kann bei den PFK sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. In Abb. 19 sind die verschiedenen Typen der Form nach (Schwarze 2018) dargestellt. Die Abbildung wurde zudem um Abbildungen von Porenformen verschiedener Pilzarten ergänzt.

Gestaltung von verschiedenen Porentypen nach Schwarze 2018, in hell sind die Vorsprünge und in dunkel die Vertiefungen dargestellt. A.Lamellenförmig (agaricoid) Schizophyllum commune (Hagen Graebner) B.Stachelförmig (hydnoid) Hericium erinaceus C.Hohlstachelförmig (fistulinoid) Fistulina hepatica D.Zahnförmig (irpicoid) Serpula pinastri E.Röhren- oder Porenförmig (polyporid) Fomitopsis pinicola F.Länglich porenförmig (trametoid) Lencites betulina (Josef Hlasek) G.Labyrinthisch (daedaloid) Daedalea quercina H.Faltig (meruloid) Serpula lacrymans (Veronika Weisheit)

Farbe
Ebenso wie die farbliche Gestaltung der Oberseite kann die Farbe der Poren variieren. Diese Variation ist häufig vom Alter der Poren abhängig. So sind die Poren von Fomes fomentarius anfangs cremefarben und gehen im Alter ins bräunliche über (Dujesiefken et al. 2019). Aus diesem Grund sollte dieses Bestimmungsmerkmal immer mit Vorsicht betrachtet werden.

Anzahl
Die Anzahl der Poren pro mm ist, in Verbindung mit ihrer charakteristischen Form, ist ein sehr wichtiges Bestimmungsmerkmal. So können Arten nur Anhand dieser Eigenschaft recht schnell und einfach voneinander unterschieden werden. Eine solche Unterscheidung ist in Abb. 20 dargestellt. In dieser Abbildung kann erkannt werden, wie unterschiedlich beispielsweise die Poren von Trametes gibbosa zu Phellinus igniarius aufgebaut sind.

Detailansicht der Poren von verschiedenen Fruchtkörpern. 1.Fistulina hepatica 3 Poren/mm 2.Trametes gibbosa 2 Poren/mm (in der Breite gemessen) 3.Fomes fomentarius 3-4 Poren/mm 4.Phellinus igniarius 4-5 Poren/mm

Bei der Bestimmung der Anzahl der Poren muss allerdings darauf geachtet werden, wo diese gezählt werden. Die Porenanzahl sollte immer im äußeren Bereich des PFK gemessen werden. Dieser Bereich ist in Abb. 21 als gelber Bereich dargestellt.

Unterseite von Fomitopsis pinicola, in gelb ist der Bereich gekennzeichnet, in dem die Porenanzahl bestimmt werden sollte.

Verfärbung nach Berührung
Die Poren einiger Arten verfärben sich nach Verletzung oder Druckausübung. Dies ist für die Art Ganoderma in Abb. 22 dargestellt. Aufgrund der verfärbenden Eigenschaft dieser Art, wird diese auch gerne „Malerpilz“ genannt (Klug und Lewald-Brudi 2020).

Verfärbung des Zuwachsrandes nach Verletzung von Ganoderma adspersum links und „bemalte“ Unterseite von Ganoderma sp. rechts (Foto: Evelyne Moder, dgfm-ev.de).

Einige Arten verfärben sich zudem mit der Zeit. So ist eine Verletzung von Fistulina hepatica anfänglich nur als leicht dunklerer Bereich zu erkennen, der mit der Zeit stark nachdunkelt. Dieser Sachverhalt ist in Abb. 23 dargestellt.

Porenschicht von Fistulina hepatica, welche mit dem Fingernagel verletzt wurde, zu verschiedenen Zeitpunkten (0, 3, 7 und 60 Minuten nach Verletzung).
Sporen

Die Sporen werden von dem Pilz zum Zwecke der Fortpflanzung gebildet. Dabei handelt es sich um ein- oder mehrzellige Fortpflanzungskörper mit geschlechtlicher oder ungeschlechtlicher Entstehung (Butin 2019).
Durch die farbliche Ausprägung, der Größe und der Form der Sporen, können diese als Unterscheidungsmerkmal herangezogen werden.

Farbe
Die Farbe der Sporen kann ein sehr gutes Indiz für die Bestimmung darstellen. Im Gegensatz zur Farbe der PFK variiert diese kaum. So kann beispielsweise ein brauner PFK von Fomes fomentarius fälschlicherweise für eine Ganoderma Art gehalten werden. Können allerdings weiße Sporen im Umfeld des PFK ausgemacht werden, so kann es sich hierbei keineswegs um Ganoderma sp. handeln, da diese bräunliche Sporen aussenden (Klug und Lewald-Brudi 2020). Die Sporen folgen der Schwerkraft, befinden sich zwei PFK übereinander, so können häufig die Sporen des oberen Fruchtkörpers auf der Oberseite des unteren ausgemacht werden. Dies ist exemplarisch in Bild 1 und 3 in Abb. 24 dargestellt.

Verschiedene PFK mit Sporen. 1.Ganoderma adspersum mit braunem Sporenpulver auf der Oberseite 2.Pseudoinonotus dryadeus mit weißem Sporenpulver auf dem Boden 3.Phellinus igniarius mit weißem Sporenpulver auf der Oberseite

Form
Anhand der Sporenform können Pilzarten voneinander unterschieden werden. In dieser Arbeit liegt der Fokus allerdings auf der makroskopischen Bestimmungsebene. Da die Sporen Größenordnungen im Mikrometerbereich aufweisen, wird nicht weiter auf die Unterscheidung der Form eingegangen.

Größe
Ebenso wie die Form der Sporen ist die Größe der Sporen nur mit einem Mikroskop erkennbar. Daher wird im Folgenden nicht weiter auf die Unterscheidung anhand der Größe eingegangen.

Sporulationszeitpunkt
Der Sporulationszeitpunkt beschreibt zu welcher Zeit im Jahr der PFK die Sporen entsendet. Dies ist von Art zu Art unterschiedlich und somit kann über den Zeitpunkt der Sporulation auf die Art geschlossen werden. Der Sporulationszeitpunkt ist jedoch von der Witterung abhängig. Ändert sich diese so kann sich auch der Sporulationszeitpunkt ändern. Dadurch können dementsprechend falsche Annahmen in der Bestimmung gemacht werden.

Fäuletyp

Holz besteht hauptsächlich aus Cellulose, Hemicellulose und Lignin. Diese Bestandteile können von Pilzen abgebaut werden. Je nach dem, welcher Bestandteil abgebaut wird, können verschiedene Fäuletypen unterschieden werden. Diese Fäuletypen verursachen unterschiedliche Holzeigenschaften und Farben, welche für die Bestimmung einer Pilzart hilfreich sein können. Im Folgenden werden diese Fäuletypen beschrieben.

Weißfäule
Pilze, die eine Weißfäule verursachen sind in der Lage sowohl die Cellulose, Hemicellulose als auch das Lignin abzubauen (Lichtenauer et al. 2013).
Werden diese Bestandteile gleichzeitig abgebaut, so handelt es sich um eine simultane Weißfäule. Wird im ersten Schritt vermehrt das Lignin abgebaut und erst im Anschluss die Cellulose und Hemicellulose, so handelt es sich um selektive bzw. sukzessive Weißfäule (Lichtenauer et al. 2013).
Wird das Holzgewebe nur punktartig abgebaut, wodurch das typische „Lochmuster“ entsteht, so handelt es sich um eine Weißlochfäule (Lichtenauer et al. 2013).
Durch den Abbau des braunen Lignins und der damit einhergehenden Anreicherung von Cellulose, erscheint das Holz aufgehellt. Auf diese Eigenschaft ist der Name Weißfäule zurückzuführen (Lichtenauer et al. 2013).

Braunfäule
Pilze, die eine Braunfäule verursachen, sind nur in der Lage die Cellulose und Hemicellulose abzubauen. Dadurch bleibt das braune Lignin zurück, wodurch das Holz eine braune Farbe erhält. Durch den Abbau verliert das Holz an Volumen und Gewicht, in dessen Folge es häufig zu einem würfelförmigen Bruchbild kommt. Im Endstadium zerfällt das Holz vollständig und es bleibt nur das feine braune Lignin zurück. (Lichtenauer et al. 2013)

Moderfäule
Pilze, die eine Moderfäule verursachen, zersetzen hauptsächlich Cellulose und Hemicellulose und nur im geringen Maße Lignin. Daher ähnelt dieser Fäuletyp der Braunfäule. Jedoch unterscheiden sich diese in der Tatsache, dass die Hyphen von Moderfäule-Pilzen direkt in die Zellwand wachsen können, um dort die Bestandteile abzubauen. Dieser Fäuletyp kann zudem das Holz unter sauerstoffarmen Bedingungen abbauen. (Lichtenauer et al. 2013)

Verschiedene Holzfäuletypen (Fotos: IfB). 1 + 2: Weißfäule 3 + 4: Braunfäule 5 + 6: Moderfäule
Demarkationslinien

Bei Demarkationslinien handelt es sich um dunkle Verfärbungen im Holzkörper, die im Quer- oder Längsschnitt als dunkle Linien erkannt werden können (siehe Abb. 26). Hierbei handelt es sich um Abwehrreaktionen des Wirtes gegenüber Schaderregern oder als Abgrenzung verschiedener Pilzkolonien untereinander bzw. gegenüber dem unbefallenen Holz. Zudem schützen sich die Pilzkolonien mit der Ausbildung von Demarkationslinien vor Austrocknung, sowie zu hoher Feuchtigkeit. (Butin 2019; Klug und Lewald-Brudi 2020)

Holzquerschnitt von Aesculus hippocastanum mit Demarkationslinien, ausgelöst durch Kretzschmaria deusta (Fotos: IfB).
Myzelreste im Holzkörper

Die Pilze bilden ein Myzelgeflecht im Holzkörper aus. Einige Arten bilden dabei sehr breite Strukturen, sodass diese im Querschnitt, oder auch im offenen Holzkörper, ersichtlich sind und als Bestimmungsmerkmal herangezogen werden können. So bildet die Art Fomes fomentarius in Schwund- und Stammrissen weiß bis gelbliches, ledrig-zähes Myzellappen aus (Cech und Jankovský 2022; Kehr 2022). Dies ist auf dem rechten Bild in Abb. 27 dargestellt.

Myzelreste im Holzkörper. Links von Laetiporus sulphureus im Kernholz von Quercus und rechts von Fomes fomentarius. (Fotos: IfB)
Lebensweise

Es wird zwischen saprophytischen und parasitischen Lebensweisen unterschieden. Saprophyten zersetzen totes organisches Material, wohingegen sich Parasiten von lebendem Material ernähren. (Lichtenauer et al. 2013)
Schwächeparasiten befallen, wie der Name suggeriert, vorgeschwächte oder in seiner Widerstandskraft beeinträchtigte Wirte (Klug und Lewald-Brudi 2020).
Wenn ein Parasit den Wirt über Wunden besiedelt, so handelt es sich um einen Wundparasit (Klug und Lewald-Brudi 2020).
Diese Eigenschaft kann für die Bestimmung eines PFK genutzt werden, indem betrachtet wird, wo der Fruchtkörper vorkommt. Dies ist exemplarisch in Abb. 28 dargestellt.

Darstellung verschiedener Lebensweisen. 1.Gleophyllum odoratum Saprophytisch an abgestorbenen Stubben 2.Trametes versicolor Saprophytisch an abgestorbenen Stubben 3.Laetiporus sulphureus Parasitisch an Salix
Weitere Merkmale

Im Folgenden soll auf Merkmale eingegangen werden, die nicht der Bestimmung bzw. Unterscheidung dienen, sondern für den Baumkontrolleur informativ sind.

Bruchgefahr

Die Bruchgefahr beschreibt die Wahrscheinlichkeit eines Bruches eines Astes oder Stammes, innerhalb einer bestimmten zeitlichen Periode. Dabei wird in der Literatur unterschieden in niedrige, mittlere und hohe Bruchgefahr (Klug und Lewald-Brudi 2020). Was mit diesen Aussagen genau gemeint ist (Zeitangabe, Versagenswahrscheinlichkeit, oder ähnliches), wird nicht erläutert. Zudem wird aufgrund dieser Aussage häufig eine Fällung empfohlen, die nicht unbedingt notwendig ist. So wird in (Cech und Jankovský 2022) gesagt, dass bei einem Befall mit Fomes fomentarius im urbanen Raum, diese befallenen Stämme und Äste sofort entfernt werden müssen, da diese ein hohes Bruch- und Wurfrisiko darstellen. Dies ist mitnichten immer notwendig und es wird zudem unterschlagen, dass auch Methoden unter Baumerhalt in Betracht gezogen werden könnten, wie beispielsweise der Einbau einer Kronensicherung oder eine Einkürzung des Astes oder Stammes.
Aus diesem Grund sollte diese Eigenschaft stets mit Vorsicht betrachtet werden.

Nutzung

PFK können vielfältige Nutzungsvarianten aufweisen. So gibt es beispielsweise viele PFK die aufgrund ihrer medizinischen Wirkung als Heilpilze genutzt werden.
Ein weiterer Nutzen ist die Essbarkeit mehrerer Arten.

Verwechslungsmöglichkeiten

Da sich einzelne PFK in ihrem Aussehen ähneln, können diese miteinander verwechselt werden. Daher ist es für die Pilzbestimmung wichtig zu wissen, mit welcher Art die jeweilige Art verwechselt werden kann. So können die einzelnen Eigenschaften der jeweiligen Arten miteinander verglichen werden, um herauszufinden, um welche Art es sich handelt.